Privatsphäremechanismen zum selbstbestimmten Umgang mit medizinischen Daten im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements
Das Ziel von PriviLEG ist die Erforschung und Erprobung von Privatsphäremechanismen für Screenings, die den Mitarbeiter steuern lassen, welche Gesundheitsdaten über den Datentreuhänder der Gesundheitsanwendung dem Arbeitgeber für die Steuerung von Präventionsmaßnahmen im Unternehmen zu Verfügung stehen sollen. In diesem Zuge wird auch der Relevanzverlust medizinischer Daten beim Einsatz dieser Privatsphäremechanismen untersucht, sowie Möglichkeiten zur selbstbestimmten und privatsphäre-wahrenden Datenfreigabe an den Datentreuhänder.
Die Praxispartner Corvolution und ergofox werden die neuen Erkenntnisse im Bereich Privacy zur Weiterentwicklung der Screenings im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements verwenden, wodurch pseudonymisierte Reports für kleine Unternehmenseinheiten möglich werden.
Das FZI Forschungszentrum Informatik ist eine gemeinnützige Forschungstransfereinrichtung für Informatik-Anwendungsforschung und Technologietransfer mit ca. 220 Mitarbeitern. Ziel ist es, neueste Methoden und Erkenntnisse aus der Informatik sowie den Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften in wirtschaftlichen Erfolg umzusetzen. Mit seinen Geschäfts- und Forschungspartnern entwickelt das FZI Lösungen für innovative Produkte, Dienstleistungen und Prozesse.
Corvolution: In einem interdisziplinären Team aus Ingenieuren, Informatikern und Gesundheitswissenschaftlern erforscht, entwickelt und vertreibt die corvolution GmbH Produkte zur Stress- und Herz-Kreislauf-Prävention für medizinische Laien. corvolution wurde 2014 im Rahmen des BMWi-Programms „EXIST Forschungstransfer“ als Ausgründung des Karlsruhe Institut für Technologie gegründet. Das Kerngeschäft von corvolution ist das wearablebasierte mesana Screening als skalierbare Dienstleistung. „mesana“ ist ein sensorgestützter Gesundheitscheck für zuhause, der vor allem die Präventionsthemen Stress (HRV), psychische Gesundheit, Schlafstörungen, Bewegung und Risikofaktoren adressiert.
Die 3D-Haltungsanalyse von ergofox wurde als Teil eines EU-Projektes entwickelt und 2020 als ergofox GmbH ausgegründet. Mithilfe sensorgestützter Messtechnologie erfasst ergofox die Körperhaltung am Bildschirmarbeitsplatz, analysiert diese und gibt Feedback zum individuellen Sitzverhalten. Neben dieser Pionierarbeit für das Betriebliche Gesundheitsmanagement entwickelt ergofox Exergames, also Spiele, die per Bewegung gesteuert werden und Teilnehmende so spielerisch zu mehr Bewegung motiviert werden.
Der beteiligte Arbeitsbereich der Universität Hamburg ist Teil der Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft. Das Forschungsteam untersucht seit 2017 interdisziplinär Fragestellungen der Entwicklung digitaler Gesundheitsanwendungen, auch unter ethisch rechtlichen Aspekten, sowie die Technologieentwicklung aus einer Nutzerzentrierten Perspektive. Hierbei verfügt der Arbeitsbereich über hohe Erfahrung zugehöriger qualitativer, quantitativer und mixed-method Verfahrenzur Erfassung individueller Bedürfnisse bei der Technologie-Entwicklung.
PriviLEG hat eine 36-monatige Projektlaufzeit vom 15.10.2021 – 14.10.2024 und teilt sich in die folgenden 7 Arbeitspakete:
• Projektmanagement und –koordination
• Use Case Analyse und Anforderungsdefinition
• Privacy Preserving Data Publishing and Mining
• Plattform für Secure Data publishing
• Containerbasierte und dezentral verwaltete Datenfreigabe
• Lokale ML Auswertung und Anonymisierung
• Validierung der medizinischen Auswertung
• Ethische Aspekte
• Juristische Aspekte und Evaluation
Corvolution und ergofox werden die neuen Erkenntnisse im Bereich Privacy zur Weiterentwicklung der Screenings im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements verwenden, wodurch pseudonymisierte Reports für kleine Unternehmenseinheiten möglich werden. Ebenso werden die Erkenntnisse über lokale Verarbeitung in der Entwicklung einer BGM-tauglichen Screening-Lösung mit Online-Datenanbindung einfließen. Die Forschungsergebnisse, welche Privatsphäremechanismen für welche medizinischen Daten und Auswertungen angewandt werden sollten, können verwertet werden, um die Privacy-Anforderungen von Unternehmen und Krankenversicherungen zum Schutz personenbezogener Gesundheitsdaten zu erfüllen.
Dem Anwender soll die Kontrolle über den Schutz seiner Privatsphäre sowie den Umfang dieses Schutzes gegeben werden. Hierfür sollen vier grundlegende Mechanismen zur Anwendung kommen:
Alle Mechanismen lassen sich gemäß den Nutzervorgaben kombiniert einsetzen, um so einen individuell passenden Schutz der Privatsphäre zu erreichen. Dabei kann der Nutzer zwischen mehreren Privatsphäre-Stufen auswählen. Falls maximale Privatsphäre gewünscht ist, sollten Daten vollständig lokal ausgewertet werden, sodass keine Rohdaten bzw. Container an den Hersteller übermittelt werden. Einher mit maximaler Privatsphäre geht allerdings eine Reduzierung der medizinischen Auswertemöglichkeiten für den Nutzer selbst. Erprobt werdzen soll ein Schieberegler, über den Teilnehmende selbständig einstellen können, wie hoch die Privatsphäre sein soll.